Die Bedeutung der Gasthäuser in RSKN für den TSV RSK Esslingen. Tischtennis in der Sulzgrieser Traube.

1900 wurde der TV Sulzgries-Krummenacker von 35 Personen im Gasthaus „Krone“ (Sulzgrieser Str. 74) gegründet. Nachdem es in Esslingen bereits einige Turnvereine gab (SV 1845 Esslingen, 1890 Turnerschaft Esslingen, 1894 TV Zell, 1896 TV Wäldenbronn, 1898 TSG Esslingen), haben sich die Turner in der Krone getroffen und beschlossen, in Sulzgries-Krummenacker einen Turnverein zu gründen. Erster Übungsplatz war der Garten der Krone, wo regelmäßig Übungen nach »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn gemacht wurden. 1901 verlegte der Verein seinen Übungsbetrieb in den Saal vom Gasthaus „Hirsch“ (Sulzgrieser Str. 114).

Im selben Jahr wurde der TV Rüdern im Gasthaus „Glocke“ (Hinterer Holzweg 3) gegründet. Die Rüderner turnten im Glockengarten.

Fotoarchiv Stadelmaier
1911 wurde die Turnhalle in der Kelterstraße eingeweiht und man war nicht mehr so sehr auf die Gasthäuser angewiesen. 1913 erfolgte der Zusammenschluss der Vereine zum TV RSK. 1931 wurde der Vereinsname in TSV RSK geändert.

Foto Festschrift RSK
Von 1926 bis 1930 wurde der Sportplatz bei der Katharinenlinde gebaut und das erste Unterkunftshaus erstellt.

 Abb.25: Traube Krummenacker aus den 1930er Jahren (Foto Stadtarchiv) 

Die „Traube“ (Krummenacker Str. 116) gehörte Anna Merkle. Sie verpachtete die Gaststätte ab dem 1.3.1946 an Johannes und Lydia Braungard. Ab Mitte 1946 wurde an einer Platte Tischtennis gespielt und am 24.2.1947 die Tischtennisabteilung gegründet.
Nachdem man kurze Zeit im Saalbau in der „Sonne“ (Krummenacker Str. 123) bei der Wirtin Rosine Haug spielte, wurde 1948 die Gaststätte „Traube“ (Bergstr. 1) in Sulzgries für 20 Jahre Trainings- und Wettkampfstätte der Tischtennisabteilung.


Jörg Stadelmaier und Gerd König blättern im Fotoalbum mit Aufnahmen der Traube in Sulzgries.

Ein Enkel der Wirtsleute Anna und Otto Sohn, Gerd König, seit 1968 Vereinsmitglied in der Leichtathletik Abteilung und Gründungsmitglied der Skiabteilung, ist mit seinen Eltern Bruno und Edith in der Sulzgrieser Traube aufgewachsen und kennt einige Geschichten aus Erzählungen.

Traube Sulzgries, Postkarte Gerd König
Gasthäuser früher und heute haben wenig gemein. Wo siehst du die wesentlichen Unterschiede?

Meine Großeltern haben die Traube zu zweit betrieben. Auf der Getränkekarte standen Sprudel, Most, Fasswein und Bier. Die Speisekarte bot einfache Vesper, Bratwurst oder Leberkäse mit Brot. Die Wirtschaften waren damals der Mittelpunkt der Ortsteile, man verkehrte dort häufiger, wenn auch nur auf ein „Viertele oder zwei“.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Vereinsgründungen in Gasthäusern stattfanden und für den Trainings- und Spielbetrieb genutzt wurden. 

Die Gaststätten waren die Orte wo man sich traf, zusammensetzte und Pläne schmiedete. Die Räumlichkeiten waren im Vergleich zu heute wesentlich üppiger bemessen. So verfügte die Sulzgrieser Traube neben dem Gastraum einen abgetrennten Bereich mit Billardtisch, ein großes Nebenzimmer mit versenkbaren Fenstern zum Saal hin, so dass auch von dort das Geschehen im Saal und auf der Bühne verfolgt werden konnte. Die Saalgröße führte auch zum Wechsel der „Tischtennisabteilung“ in die Sulzgrieser Traube. Hier konnten 3 Tischtennistische gleichzeitig bespielt werden. Auf der umlaufenden Sitzbank konnten an den Spieltagen die Zuschauer Platz nehmen und die Spiele verfolgen. 


Nebenraum Sulzgrieser Traube, 
Postkarte Gerd König

Die guten Trainingsbedingungen sorgten bei der Tischtennisabteilung zu Erfolgen. Können sich deine Eltern noch daran erinnern?

Der Übungsbetrieb fand mehrfach in der Woche statt, so dass sogar ein Aufstieg in eine höhere Spielklasse möglich würde. Die erste Damenmannschaft mit den Geschwistern Irene und Irma Haug, Trude Horvath, Berta Merkle, Else Kenner und Sieglinde Haller stieg in die Oberliga auf. Über die sportlichen Erfolge von unserem Mitglied Irene Gauger (geb. Haug) in der Leichtathletik wurde ja bereits berichtet.
Wie mir erzählt wurde, hat die Mannschaft auf den Aufstieg verzichtet. Es gab schlicht nicht genügend Autos, mit denen man zu den Auswärtsspielen fahren konnte.

Herren und Damen der Tischtennisabteilung 1951.


Fotoarchiv Gerd König
Die TT-Spieler 1951 von li nach re: Walter Weiß, Gottlob Alt, Martin Zund, N.N., N.N., Jonny ? (FB), Rolf Bulling, Willi Birkmann (Abteilungsleiter).

In der Traube fanden aber auch noch andere sportliche Aktivitäten statt. Dein Opa hat es verstanden seine Gaststätte als Sporthalle zu vermarkten.

Im Saal der Sulzgrieser Traube sind von Anfang bis Mitte der 50er Jahre Mädchen mit Rollschuhen gefahren. Die Mädchen wurden von Frau Wurster, der Tochter von Schreiner Blair aus der Maienwalterstraße, trainiert. Sie nahmen auch an Wettkämpfen teil, was nahelegt, dass die Gruppe um Else Kenner, Inge Sohn (geb. Erdle) und Elli Schumm (geb. Sohn) dem Sportverein angehörte. Im Nebenzimmer war der Bolz-Schießklub mit seinen Luftgewehren aktiv. Von einem Podest wurde auf eine Zielscheibe mit Kugelfang an der Wand geschossen. Im dem privat organisierten Klub waren vor allem Männer aus der näheren Umgebung, zusammen mit dem Traubenwirt, aktiv. Leider liegen mir von den beiden Sportgruppen keine Bilder vor.

Die Gemeinschaft wurde in den 50er und 60er Jahren also noch großgeschrieben. An was kannst du das festmachen?

Ein Vorteil des Hallensports in der Traube war, dass man nach dem Sport noch gemütlich zusammensitzen konnte. Hier trafen sich auch die Fußballer regelmäßig zum Binokel. Bei der Gelegenheit wurden dann auch gemeinsame Aktivitäten geplant, wie ein Bild vom Ausflug der Tischtennis- und der Fußballabteilung an den Feldberg im Jahr 1954 belegt.


Fotoarchiv Gerd König
Ausflugteilnehmer der Fußball- und Tischtennisabteilung an den Feldberg 1954.

Man kannte sich eben noch gegenseitig und dazu leisteten die Gasthäuser ihren Beitrag. Heute ist es leider nicht mehr üblich, dass man sich nach dem Sport noch in einer Gaststätte oder im Vereinsheim trifft.

Weiter interessante Infos zur Entwicklung unseres Stadtteils in den letzten 150 Jahren findet sich hier: https://stadtgefaehrten.esslingen.de/16981392.html Die Bilder von den Gaststätten sind, wenn nichts anderes vermerkt ist, diesen Publikationen entnommen. 
Farbfoto: Jörg Stadelmaier
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